Genussorte im Regierungsbezirk Unterfranken
FATSCHENBRUNN
Von der Birne zur Hutzel
In diesem Genussort im Steigerwald dreht sich fast alles um Birnen. Nach alter Tradition werden sie dort zu schmackhaftem Dörrobst getrocknet – eine Spezialität, die nicht nur zur „Arche des Geschmacks“ von Slow Food gehört, sondern auch als immaterielles Kulturerbe durch die Deutsche UNESCO-Kommission aufgenommen wurde
Skifahrer genießen die Birne als „Willi“, als Obstbrand beim Einkehrschwung. Wer sich bewusst ernährt, lobt ihre Ballaststoffe. In Fatschenbrunn werden Birnen seit alters her zu Hutzeln verarbeitet. Hutzeln sind ein äußerlich schrumpeliges, aber innerlich schmackhaftes Dörrobst.
In Fatschenbrunn gedeihen noch etwa 30 alte Birnensorten an 169 Birnbäumen. Angeboten werden sie in einem Hofladen des Ortes, in der Gastronomie und im Internet. Früher war die Hutzel ein haltbares Lebensmittel und dringend notwendige Vitaminquelle für kalte fränkische Winter. Beim Hutzelmachen werden die Birnen auf Brettern verteilt, die wie Backbleche in eine Darre geschoben werden, einem holzbeheizten Ofen. Dort trocknen die Birnen mit Stumpf und Stiel mehrere Tage bei 60 Grad.
Die Hutzelproduktion war bis in die Siebzigerjahre lebendig, dann brach das Geschäft ein. Heute ist die einstige Notnahrung eine Delikatesse.
Auch andere Fatschenbrunner Produkte sind gute Mitbringsel für Genießer, der kräftige Bio-Silvaner vom „Weingut Nico Scholtens“ etwa oder die Hutkrapfen von Monika Pfaff.
Fatschenbrunn liegt mitten im nördlichen Steigerwald. Das Dorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Oberaurach im unterfränkischen Landkreis Haßberge. Die Weltkulturerbe-Stadt Bamberg liegt nur 28 Kilometer entfernt. Würzburger brauchen mit dem Auto nur eine Dreiviertelstunde und Nürnberger nicht mehr als 50 Minuten, um vor Ort in eine Hutzel beißen zu können.
Franz Hümmer ist Hutzel-Macher mit Leidenschaft. Er erinnert sich: „Als Kind habe ich mitgeholfen und nach dem Tod meines Vaters diese Tradition weitergeführt. Jetzt bin ich dabei, das Wissen von damals an meine Kinder weiterzugeben.“ Die Hutzel war als Trockenobst lange haltbar und somit ideal für den Wintervorrat. Auf dem Viktualienmarkt in München sowie in Bamberg und Nürnberg brachte sie bares Geld ein, wurde auch in Lebkuchen verarbeitet. Die Aufnahme der Hutzel in die deutsche und bayerische Liste des immateriellen Kulturguts hat Hümmer beantragt.
Die ungewöhnlichen Hutzeln lassen sich einfach so genießen – am besten man schneidet sie vorher auf. Die Fatschenbrunner Bürger verarbeiten sie auch im Hutzelbrot zusammen mit Nüssen (Foto), zu Hutzelpesto oder als Füllung im Braten.